Schweifsonett

Das Schweifsonett oder auch geschwänztes Sonett (italienisch sonetto caudato) ist eine Sonderform des Sonetts, bei der die klassischen 14zeiligen Sonettform durch eine Coda ergänzt wird, eine aus einem oder mehreren Terzetten bestehende abschließende Versgruppe.

Die Coda war anfangs nur ein mit dem letzten Vers reimender Elfsilbler oder ein Elfsilblerpaar mit eigenem Reim, ab dem 14. Jahrhundert besteht sie aus einer oder mehreren zusätzliche Terzetten, gebildet von einem Siebensilbler gefolgt von einem reimenden Elfsilblerpaar, wobei der Siebensilbler den Reim der vorhergehenden Strophe aufnimmt. Man hat also bei einer Coda mit einem Terzett als Reimschema beispielsweise

[abbaabba cdecde eff],

bei zwei Terzetten

[abbaabba cdecde eff fgg]

usw. Die Form geht auf Francesco Berni zurück und wurde in der italienischen Dichtung zum Beispiel von Michelangelo verwendet.[1] In die englische Literatur wurde das Schweifsonett von John Milton eingeführt, der die Form für sein satirisches Gedicht On the New Forcers of Conscience under the Long Parliament verwendete. Weiter Schweifsonette stammen von Gerard Manley Hopkins[2] (That Nature is a Heraclitean Fire and of the Comfort of the Resurrection), von Albert Samain und Rainer Maria Rilke.

Literatur

  • T.V.F. Brogan, L. R. Spaar: Caudate sonett. In: Roland Greene, Stephen Cushman et al. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Poetry and Poetics. 4. Auflage. Princeton University Press, Princeton 2012, ISBN 978-0-691-13334-8, S. 216 (eingeschränkte Vorschauhttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DuKiC6IeFR2UC~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3DPA216~doppelseitig%3D~LT%3Deingeschr%C3%A4nkte%20Vorschau~PUR%3D in der Google-Buchsuche).
  • Otto Knörrich: Lexikon lyrischer Formen (= Kröners Taschenausgabe. Band 479). 2., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-47902-8, S. 202.

Einzelnachweise

  1. J. Dubu: Le Sonetto caudato de Michel-Ange à Milton. In: Yvonne Bellenger (Hrsg.): Le Sonnet à la Renaissance. Paris 1988, ISBN 2-905053-65-9.
  2. Joseph J. Feeney: The Playfulness of Gerard Manley Hopkins. Ashgate 2008, ISBN 978-0-7546-6005-7.