Desire (Bob-Dylan-Album)

Desire
Studioalbum von Bob Dylan

Veröffent-
lichung(en)

5. Januar 1976

Aufnahme

28.–31. Juli, 11. August 1975
24. Oktober 1975

Label(s) Columbia Records

Genre(s)

Folk-Rock

Titel (Anzahl)

9

Länge

56:13

Besetzung Bob Dylan – Gesang, Gitarre, Mundharmonika
  • Vincent Bell: Bouzouki
  • Dominic Cortese: Akkordeon, Mandoline
  • Eric Clapton: E-Gitarre („Romance in Durango“)
  • Scarlet Rivera: Violine
  • Luther Rix: Congas
  • Rob Stoner: Bassgitarre
  • Howard Wyeth: Schlagzeug, Piano
  • Emmylou Harris: Begleitgesang
  • Ronee Blakley: Begleitgesang
  • Steven Soles: Begleitgesang

Produktion

Don DeVito

Studio(s)

Columbia Recording Studio, New York

Chronologie
The Basement Tapes
(1975)
Desire Street Legal
(1978)

Desire ist das 17. Studioalbum des amerikanischen Musikers Bob Dylan. Es erschien am 5. Januar 1976 auf dem Plattenlabel Columbia Records und wurde von Don DeVito produziert. Desire, das während der Rolling Thunder Revue veröffentlicht wurde, zählt zu Dylans besten Alben und ist seine meistverkaufte Platte, die seinen Status als Star der amerikanischen Rockmusik festigte.

Entstehung

Unter dem unmittelbaren Eindruck der Trennung von seiner Ehefrau Sara zeigte sich Dylan kaum in der Öffentlichkeit und er stand im ersten Halbjahr 1975 nur einmal auf der Bühne. Um sich Inspirationen für neue Songs zu holen, besuchte Dylan in Mai/Juni 1975 für sechs Wochen den Maler David Oppenheim in Südfrankreich und las dort die Autobiographie des ehemaligen afroamerikanischen Boxers Rubin Carter, der Opfer eines Justizskandals geworden war. Schon bald nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten besuchte Dylan ihn im Gefängnis und begann sich in dieser Angelegenheit zu engagieren. Kurze Zeit später lernte Dylan den Bühnendramatiker und Theaterdirektor Jacques Levy kennen. Er legte Levy einige Textentwürfe vor und gemeinsam erarbeiteten sie den Großteil der Songtexte für ein neues Album. Dabei führten sie Dylans Ansätze der zeitlichen Mehrdimensionalität fort und verbanden diese mit einem fast dramatisch-szenischen Handlungsaufbau. Das Ergebnis waren Texte, die, wie schon die Arbeiten auf dem Vorgängeralbum Blood on the Tracks, in ihrer Art einmalig in Dylans Schaffen wie auch in der Rockmusik insgesamt sind.

Mitte Juli 1975 fanden erste Probeaufnahmen in den New Yorker Columbia Recording Studios statt und ab Ende des Monats wurden an nur drei Aufnahmetagen (28., 30. und 31. Juli) die Songs für Desire eingespielt. Um seine Soundideen zu verwirklichen, arbeitete Dylan mit der größten Band, die er je engagiert hatte. Er suchte neue Ausdrucksmöglichkeiten, experimentierte musikalisch und ging damit entsprechende Risiken ein. Doch er befand sich nach 1965/66 auf einem zweiten Höhepunkt seiner Kreativität und künstlerischen Potenz und es gelang ihm ein Album, das vor allem musikalisch komplex und vielseitig ist wie keine zweite Dylan-Platte. Er selbst erinnerte sich später, dass er in den Sessions wie in Trance gearbeitet hat.[1]

Inhalte und Hintergründe

In Hurricane, dem Eröffnungssong des Albums, besingt Dylan die Geschichte des seiner Meinung nach zu Unrecht inhaftierten schwarzen Boxers Rubin Carter. Dieser wurde beschuldigt, 1966 einen dreifachen Mord begangen zu haben, und er entging in einem Indizienprozess nur knapp der Todesstrafe. Carter erhielt lebenslänglich. Sein in der Haft geschriebenes Buch The 16th round schickte er 1975 Dylan, der dies zum Anlass nahm, ihn im Gefängnis zu besuchen, worauf dieser Song entstand.[2] Mit seiner Rolling Thunder Revue und dem Abschlusskonzert im New Yorker Madison Square Garden machte Dylan Millionen Amerikanern diesen Justizfall überhaupt erst bekannt. Zusammen mit Muhammad Ali sprach Dylan während des letzten Revuekonzerts in einem Live-Telefonat mit dem inhaftierten Boxer.[3] Rubin Carter wurde allerdings erst 1985 nach einer Wiederaufnahme des Verfahrens freigelassen. Er ist in dem gleichnamigen Film Hurricane, gespielt von Denzel Washington, verewigt.

Das Lied Black Diamond Bay, das von Zerstörung einer tropischen Insel durch einen Vulkanausbruch erzählt, ist inspiriert von den Orten in Joseph Conrads Roman Sieg aus dem Jahr 1915.[4] Conrad ist auch auf der Rückseite des Albumcovers abgebildet. Mit Oh, Sister (einer mystischen Auseinandersetzung mit sich, dem Tod und Gott) und Joey (besungen wird Joe Gallo, ein Amerikaner italienischer Herkunft, der im Bandenmilieu der New Yorker Mafia wirkte und ums Leben kam) sowie Sara und One More Cup of Coffee (Valley Below) gelang es Dylan, weitere erfolgreiche Songs zu produzieren, die zusammen mit dafür sorgten, dass das Album fünf Wochen lang die US-Chartlisten anführte.[5] Die Mehrzahl der Titel schrieb Dylan gemeinsam mit dem Songschreiber und Psychologen Jacques Levy, der auch an der Rolling Thunder Revue mitarbeitete. Insgesamt werden in diesem Album mystisch-religiöse Themen behandelt sowie politische Einzelschicksale besungen. Der Mischung aus all diesen Komponenten verdankt es das Album, dass es zu den besten gezählt wird, die Dylan produziert hat.

Schon vor der Veröffentlichung der Platte spielte Dylan im Herbst 1975 viele der Stücke live auf der Rolling Thunder Revue Tour.

Bei einer Umfrage der Musikzeitschrift Rolling Stone aus dem Jahr 2005 wurde das Album auf Platz 173 der 500 besten Alben aller Zeiten gewählt.[6]

Titelliste

Seite 1 (LP)

  1. Hurricane (Levy/Dylan) – 8:32
  2. Isis (Levy/Dylan) – 6:58
  3. Mozambique (Levy/Dylan) – 3:00
  4. One More Cup of Coffee (Valley Below) (Dylan) – 3:45
  5. Oh, Sister (Levy/Dylan) – 4:02

Seite 2 (LP)

  1. Joey (Levy/Dylan) – 11:05
  2. Romance in Durango (Levy/Dylan) – 5:41
  3. Black Diamond Bay (Levy/Dylan) – 7:32
  4. Sara (Dylan) – 5:30

Literatur

  • Guido Bieri, Life on the tracks. Moondance Private publ., 1999
  • Sam Shepard, Rolling Thunder. Unterwegs mit Bob Dylan. Fischer, Frankfurt/Main 2005, ISBN 3-10-074431-4

Einzelnachweise

  1. Olaf Benzinger: Bob Dylan. Seine Musik und sein Leben. dtv Premium, München 2006. S. 167
  2. G. Bieri, Life on the tracks, S. 47
  3. Sam Shepard: Rolling thunder
  4. Peter Lancelot Mallios: Declaring „Victory“: Towards Conrad's Poetics of Democracy. In: Conradiana 35 (2003), S. 145–183, hier S. 150.
  5. G. Bieri: Life on the tracks, S. 235
  6. Levy, Joe (Hrsg.): Rolling Stone. Die 500 besten Alben aller Zeiten. (Originalausgabe: Rolling Stone. The 500 Greatest Albums of all Time. Wenner Media 2005). Übersetzung: Karin Hofmann. Wiesbaden: White Star Verlag, 2011, S. 143
Studioalben
Livealben
  • Before the Flood
  • Hard Rain
  • At Budokan
  • Real Live
  • Dylan & The Dead
  • The 30th Anniversary Concert Celebration
  • MTV Unplugged
  • Live 1961–2000: Thirty-Nine Years of Great Concert Performances
  • Live at the Gaslight 1962
  • Live at Carnegie Hall 1963
  • In Concert – Brandeis University 1963
  • The 1966 Live Recordings
  • Bob Dylan – The Rolling Thunder Revue: The 1975 Live Recordings
  • The Complete Budokan 1978
  • Live at the Royal Albert Hall (UK: Silber)
  • In Concert – Brandeis University 1963
  • Across the Borderline
  • Live in San Diego November 28, 1979
Kompilationen
  • Bob Dylan’s Greatest Hits
  • Bob Dylan’s Greatest Hits Vol. II
  • Biograph
  • Greatest Hits Volume 3
  • Greatest Hits Volume 3
  • The Best of Bob Dylan
  • The Best of Bob Dylan, Vol. 2
  • The Essential Bob Dylan
  • The Ultimate Collection
  • Dylan
  • Playlist – The Very Best of Bob Dylan ’70s
  • The Best of the Original Mono Recordings
  • The Original Mono Recordings
  • Pure Dylan
  • Super Hits
  • The Real
  • The Very Best of Bob Dylan
  • The Complete Album Collection Vol. 1
  • 1970
The Bootleg Series
  • The Bootleg Series Volumes 1–3 (Rare & Unreleased) 1961–1991
  • Volume 4: The Royal Albert Hall concert
  • The Bootleg Series Vol. 5: Bob Dylan Live 1975 – The Rolling Thunder Revue
  • Vol. 6: Bob Dylan Live 1964, Concert at Philharmonic Hall
  • Vol. 7: No Direction Home: The Soundtrack
  • Vol. 8: Tell Tale Signs: Rare and Unreleased 1989–2006
  • The Bootleg Series Vol. 9: The Witmark Demos: 1962–1964
  • Vol. 10: Another Self Portrait (1969–1971)
  • The Bootleg Series Vol. 11: The Basement Tapes Raw
  • The Bootleg Series Vol. 11: The Basement Tapes Complete
  • The Bootleg Series Vol. 12: The Cutting Edge 1965–1966
  • The Bootleg Series Vol. 13: Trouble No More 1979 – 1981
  • The Bootleg Series Vol. 14: More Blood, More Tracks
  • The Bootleg Series Vol. 15: Travelin’ Thru 1967–1969
  • The Bootleg Series Vol. 16: Springtime in New York 1980–1985
  • Fragments – Time Out of Mind Sessions (1996–1997): The Bootleg Series, Vol. 17
Soundtracks
EPs
  • With God On Our Side
  • One Too Many Mornings
  • The Ballad of Frankie Lee and Judas Priest
Videoalben
  • MTV Unplugged
  • No Direction Home
  • Don’t Look Back
  • The Other Side of the Mirror – Live at the Newport
  • The 30th Anniversary Concert Celebration
  • 1966 World Tour – The Home Movies
Singles
  • Blowin’ in the Wind
  • The Times They Are a-Changin’
  • Subterranean Homesick Blues
  • Maggie’s Farm
  • Like a Rolling Stone
  • Positively 4th Street
  • Can You Please Crawl out Your Window?
  • One of Us Must Know (Sooner or Later)
  • Rainy Day Women #12 & 35
  • I Want You
  • Just Like a Woman
  • Leopard-Skin Pill-Box Hat
  • I Threw It All Away
  • Lay Lady Lay
  • Tonight I’ll Be Staying Here with You
  • Wigwam
  • Watching the River Flow
  • George Jackson
  • Knockin’ on Heaven’s Door
  • A Fool Such as I
  • Lily of the West
  • On a Night Like This
  • Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
  • Tangled Up in Blue
  • Hurricane (Part I)
  • Mozambique
  • Baby Stop Crying
  • Is Your Love in Vain?
  • Gotta Serve Somebody
  • Union Sundown
  • Sweetheart Like You
  • Band of the Hand
  • Everything Is Broken
  • Unbelievable
  • Dignity
  • Love Sick
  • Things Have Changed
  • Most Likely You Go Your Way (And I’ll Go Mine)
  • Mixed-Up Confusion
  • All I Really Want to Do
  • With God on Our Side
  • Ye Playboys And Playgirls
  • On the Road Again
  • Don’t Think Twice, It’s All Right
  • Pretty Peggy-O
  • Highway 61 Revisited
  • Mr. Tambourine Man
  • Queen Jane Approximately
  • It Takes a Lot to Laugh, It Takes a Train to Cry
  • Ballad of a Thin Man
  • If You Gotta Go, Go Now (Or Else You Gotta Stay All Night)
  • Drifter’s Escape
  • John Wesley Harding
  • All Along the Watchtower
  • Take a Message To Mary
  • If Not for You
  • When I Paint My Masterpiece
  • New Morning
  • Ain’t No More Cane
  • Something There Is About You
  • It Ain’t Me, Babe (Live)
  • Tough Mama
  • Million Dollar Bash
  • One More Cup of Coffee (Valley Below)
  • Stuck Inside of Mobile with the Memphis Blues Again (Live)
  • Romance in Durango
  • Changing of the Guards
  • Forever Young (Live)
  • Love Minus Zero
  • Precious Angel
  • Man Gave Names to All the Animals
  • Maggie’s Farm (Live at Budokan)
  • Slow Train
  • Solid Rock
  • Saved
  • What Can I Do for You
  • Heart of Mine
  • Lenny Bruce
  • Dead Man, Dead Man
  • I and I
  • Jokerman
  • Highway 61 Revisited (Live)
  • Tight Connection to My Heart (Has Anybody Seen My Love?)
  • When the Night Comes Falling from the Sky
  • Emotionally Yours
  • Got My Mind Made Up
  • The Usual
  • Silvio
  • Political World
  • Most of the Time
  • Series of Dreams
  • Blind Willie McTell
  • Step It Up and Go
  • My Back Pages (Live)
  • Dignity (Live Unplugged)
  • Knockin’ On Heaven's Door (Live)
  • Not Dark Yet
  • Tweedle Dee & Tweedle Dum
  • Honest With Me
  • Someday Baby
  • Thunder on the Mountain
  • Beyond Here Lies Nothin’
  • Dreamin’ of You
  • I Feel a Change Comin’ On
  • Must Be Santa
  • Early Roman Kings
  • Duquesne Whistle
  • Motherless Children (Live)
  • Full Moon & Empty Arms
  • Stay with Me
  • The Night We Called It a Day
  • Melancholy Mood
  • Could Have Told You
  • My One and Only Love
  • Masters of War (The Avener Rework)
  • I Contain Multitudes
  • False Prophet
Tourneen
  • England Tour
  • World Tour
  • Tour with The Band
  • Rolling Thunder Revue
  • World Tour
  • Gospel Tour
  • World Tour
  • European Tour
  • True Confessions Tour
  • Tour with the Grateful Dead
  • Temples in Flames Tour